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Aus meinem Bücherregal

Der große Brinkmann, 1995/1996


Brinkmann war in der Bundesrepublik Deutschland einmal ein großer Name. Er stand für ein überwiegend auf Technik ausgerichtetes Kaufhaus, das in zahlreichen Metropolen zu finden war, und in dem man fast alles, was irgendwie mit Technik zu tun hatte, bekommen konnte.

Die Ernst Brinkmann KG betrieb zeitweise 40 Filialen in Deutschland, überwiegend im Norden. Der Stammsitz befand sich an der Spitalerstraße in der Innenstadt von Hamburg, auch in meiner Heimatstadt Dortmund befand sich eine große Filiale.

Das traditionsreiche (1929 gegründete) Unternehmen musste im Jahr 2001 Insolvenz anmelden. Die Ernst Brinkmann KG hatte für Geschäftskäufe in Osteuropa viel Geld ausgegeben, andererseits setze der Druck durch neue schlanke Handelsketten mit weniger Service und die Verlagerung von Einkäufen auf das Internet dem Unternehmen zu.

Auch der Insolvenzverwalter konnte letztlich keine dauerhafte Perspektive für die Brinkmann-Häuser aufzeigen. Zwar wurde das Stammhaus in Hamburg zunächst noch weitergeführt, aber ein Jahr später hatte auch dieses geschlossen.

In dem Haus in Dortmund am Westenhellweg eröffnete die regional in Westfalen beheimatete Technik-Kette Berlet eine Filiale, die die ursprüngliche Aufteilung der Ladenfläche fast im Originalzustand beibehielt. Inzwischen ist dieses Gebäude allerdings abgerissen, heute befindet sich hier die Thier-Galerie.

An den einst schillernden Namen Brinkmann als Inbegriff für ein großes Technik-Kaufhaus, in dem man fast alles bekommt, in dem der einzelne Verkäufe die gewünschte Ware etikettiert und dafür sorgt, daß man sie nach der Bezahlung an einer zentralen Ausgabestelle im Erdgeschoß ausgehändigt bekommt, daran erinnert heute gar nichts mehr.

In meinem Bücherregal aber steht noch immer der Hauptkatalog von Brinkmann "Der große Brinkmann" aus der Katalogperiode 1995/1996.
Und es ist interessant, darin zu blättern, und zu sehen, welche Technik damals (vor inzwischen zwei Jahrzehnten) aktuell war.

Viele der Markennamen, die in dem alten Katalog zu finden sind, existieren heute zwar noch, aber es sind nur noch Namen, keine eigenständigen Firmen mehr. Viele der Firmennamen, die früher für besondere Qualität standen, sind heute nur noch Namen von Produktlinien großer Hersteller in Fernost.

Ja, es hat sich viel verändert im Bereich der Unterhaltungselektronik, der Photo- und Filmtechnik, der Telekommunikation, schlichtweg im Bereich jeglicher Soft- und Hardware, die wir tagtäglich benutzen.

Die Fernsehgeräte waren damals noch dicke Röhrenmonitore, immerhin hatten manche einen Griff zum Tragen. Die Filmkameras waren ebenfalls wuchtige Geräte, denn aufgezeichnet wurde analog auf Magnetband. Es war schon ein Fortschritt, daß anstelle der großen Videokasetten der Norm VHS (Video Home System) die kleine Bauform VHS-C (VHS, Compact) zur Anwendung kam. An die Aufzeichnung von HD-Material (High Definition) war noch nicht zu denken, Stand der Technik war die Fernsehnorm PAL (Phase Alternating Line) mit 625 Zeilen.

Photographiert wurde mit analogen Filmen, die wahlweise 12, 24 und 36 Aufnahmen fassten. Mit Hilfe chemischer Prozesse wurden die Aufnahmen als Negative (zum späteren Ausbelichten zu Photo-Abzügen) oder als Positive (d.h. als Dia zum direkten Projezieren auf eine Leinwand) aufgenommen. Es gab Filme mit unterschiedlichen Lichtempfindlichkeiten und sogar Filme mit einer kleinen Einwegkamera.

Telekommunikation bestand 1995/96 noch fast ausschließlich in Form der Telephonie mit schnurgebundenen Telephonapparaten. Aber es gab schon digitalen Mobilfunknetze: Wenige Jahre zuvor war im Rahmen der Postreform aus der Deutschen Bundespost die Deutsche Telekom AG hervorgegangen, und diese hatte neben dem analogen Mobilfunknetz C das digitale Netz D1 aufgebaut.

Als Konkurrent hatte die im Maschinen- und Anlagenbau bekannte Firma Mannesmann den Zuschlag für das digitale Netz D2 erhalten, das von ihr dann als D2-privat vermarktet wurde. Ganz frisch auf dem Markt war die Firma E-plus, die mit türkisfarbenen Geräten und mit einer Ausrichten auch auf den Kunden, der kein Kraftfahrzeug führt, Marktanteile erobern konnte.

Im meinem Video blättere ich durch den Brinkmann-Katalog und zeige dabei auch die Tarife, die damals für die Mobilfunknetze D1-Telekom und D2-privat sowie für das neue E-Plus-Netz zu zahlen waren. Man erschreckt, wenn man aus heutiger Sicht sich vor Augen führt, was damals für jede Gesprächsminute zu zahlen war. Pauschaltarife für Mobilfunkverbindungen gab es noch gar nicht, und Datenkommunikation war auch noch kein Thema.

Damals musste man für die D-Netze und für das E-Plus-Netz unterschiedliche Geräte besitzen. Denn die zu der Zeit verfügbaren Apparate konnte jeweils nur in einem Frequenzbereich funken, Geräte für mehrere Frequenzbänder kamen erst später auf den Markt.

Am Ende meines Videos führe ich ein altes Handy, das Modell CM-DX 1000 von Sony vor. Es ist im dem vorgestellten Brinkmann-Katalog 95/96 angepriesen, und ich habe noch ein funktionsfähiges Exemplar zu Hause.

Bestellen konnte man die Waren von Brinkmann auch Online. Es war allerdings noch nicht das Internet, was damals genutzt wurde, sondern der Dienst Bildschirmtext (Btx) der frühren deutschen Bundespost bzw. inzwischen der Deutschen Telekom AG.

Aber neben der Elektronik und der Telekommunikation hatte Brinkmann noch viel mehr im Angebot: Beim Blättern durch den Katalog stoße ich auch auf Porzellan und Besteck, auf Spielzeug und Modelleisenbahnen.

Brinkmann war eben doch als großes Universalkaufhaus aufgestellt, in dem der Kunde alle bekommen sollte. Nur frische Lebensmittel, die waren im Brinkmann-Kaufhaus nicht zu erwarten.

So ist dann auch die sogenannte "Weiße Waren" ein Thema: Waschmaschinen, Wäschetrockner, Elektroherde, diverse Kleingeräte für den Haushalt. Diese Produkte lassen sich noch am ehesten mit dem vergleichen, was wir heute kaufen können.

Beim Vergleich der Preise darf man allerdings nicht vergessen, daß es noch Preise in D-Mark sind, der Euro als europäische einheitliche Währung in Scheinen und Münzen wurde erst fünf Jahre später eingeführt.

Am Ende des Katalogs sind die einzelnen Filialen mit Photos und Adressen aufgeführt, und in einer Tabelle ist ersichtlich, welche Sparten in welchen Filialen erhältlich waren. So bekommt man etwa Spielzeug micht in allen Brinkmann-Häusern, sehr wohl aber Fernseher und Hifi-Geräte.

Die Geschäftsbedingungen sind noch ergänzt um ein technisches Glossar. Hier erfährt man z.B., das es Bildschirmtext gar nicht mehr gibt, sondern es von Datex-J abgelöst wurde, obwohl innerhalb des Warenangebots immer wieder auf die
Bestellmöglichkeit per Bildschirmtext hingewiesen wird.

Am Ende meines Videos, nachdem ich den Katalog einmal vollständig durchgeblättert habe, nehme ich dann mal mein altes Handy, ein Sony CM-DX 1000, zu Hand, um es in Betrieb zu nehmen und zu zeigen, wie gut es noch funktioniert.

Das Gerät bucht sich weiterhin nur in die D-Netze ein, mit einer Karte von E-Plus ist es (zumindest im Inland) nicht zu betreiben. Diese Trennung besteht also weiterhin, obwohl inzwischen alle deutschen Mobilfunknetze Frequenzen in beiden relevanten Frequenzbändern nutzen.

Und noch eine weitere Besonderheit wird deutlich, wenn man das Handy in ein Netz einbucht: Die Namen der Netze sind fest einprogrammiert. So kennt das Gerät auf immer und ewig die beiden deutschen Netze "D1-Telekom" und "D2-privat" und zeigt sie mit genau diesen Namen an.

Das Telephonieren mit dem Apparat funktioniert, solange die Netzbetreiber noch GSM (Global System for Mobile Communications) anbieten und es nicht zugunsten modernerer Techniken abschalten.

So kann ich dann von meinem schönen alten Wählscheibentelephon in geduldiger Wahl der langen Nummer dieses Handy noch anrufen, es klingelt und die Sprechverbindung steht.

Die alten Technik funktioniert also heute immer noch. Das, was Brinkmann vor zwei Jahrzehnten in seinem Katalog angeboten hat, kann ich heute noch benutzen. Es entspricht lediglich nicht mehr den heutigen üblichen Vorstellungen an Konfort und Universalität. Aus meiner Sicht würde ich das CM-DX 1000 aber durchaus noch weiterempfehlen, es liegt gut in der Hand und es hat ein realistisches Gewicht.

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